Menu

| Allgemein

Die Makerszene hat sich abgeschafft

Eines späten Abends kam ich nach Hause, aber ich war noch nicht müde. Ich war allerdings auch nicht mehr fit genug, noch großartig etwas anzustellen. Es war schließlich 02:00 Uhr. Also entschied ich mich, nostalgisch zu werden und mal wieder in der Makerszene vorbeizuschauen. Das hatte dann meinen aktuellen Zustand nur verstärkt, war hellwach und total K.O. zugleich.

Was ich da gesehen habe war ... erdrückend, frustrierend. Es waren die üblichen Verdächtigen zu sehen, die schon vor ein paar Jahren da waren, sonst kaum jemand. Die Spiele ... *blätter, blätter, blätter* ... ah ja, kaum was Neues bzw. Titel die den einschlägigen Begriff "Humor" nennen, um sich zu beschreiben. Blättert man weiter, sieht man dieses eine ambitionierte Projekt, das SCHON WIEDER neu aufgezogen und kaputtbessert wurde. Noch weiter und man sieht ein paar gecancelte Dinge und jede Menge Zeug, das einfach in der Versenkung verschwunden ist.

Das alles ist schade, aber total normal.
Dann sah ich den endgültigen Sargnagel. Die Spiele-Datenbank - weg. Eine logische Konsequenz. Warum?

Die DSGVO, Artikel 13 ... Urheberrecht ist in der Gesellschaft angekommen. Die Makerszene stand schon immer auf einem wackeligen Fundament und damit sei ihr nun also der Boden unter den Füßen genommen.

Wenn Interessierte, die ganz wenigen, die es überhaupt noch gibt, nach Spielen suchen, finden sie 404-Seiten und Threads, die an einen Besuch auf der Wayback Machine erinnern. Sie finden das Spiel nicht, werden alleine gelassen oder mit seltsamen Alternativen vertröstet. Und so schnell wie sie da waren (woher sie auch immer gekommen sein mögen), sind sie auch wieder weg.

Bei neuen Projekten lassen sich immer zwei Typen ausmachen: die mit dem üblichen RTP (das absolut schrecklich aussieht btw.) und die überambitionierten Spiele mit komplett eigener Grafik. S.a.D.2 ist so eins.

Es spielt keine Rolle, ob diese Spiele auch ambitioniert oder innovativ im Inneren sind (Hint: die meisten sind es nicht). Der Spieler hat sich sattgesehen an diesen immergleichen Grafiken. Diesem immergleichen Prinzip. Der Markt ist übersättigt und wir alle werden von Medien geflutet, in die wir eigentlich gar keine Zeit (oder zumindest keine gesteigerte Aufmerksamkeit) mehr hineininvestieren können. Oder wollen.

Das Resultat: Eine gewisse Schere entsteht zwischen denen, die alles (teils sehr respektlos) am Fließband zocken, denen die gar nichts zocken und denen, die nur die bekanntesten Perlen spielen. Das Problem bei letzterem? Die bekannten Spiele werden immer bekannter während andere teils ebenfalls echte Perlen einfach in der Versenkung verschwinden.

Ich rede hier keinesfalls von diesem Projekt. Da habe ich ganz andere Probleme: mein hoher Anspruch, die Zeit und eben auch die Interessenverlagerung. Ich habe all dies hier einmal erwähnt, weil es zum Motivationsabfall und letztendlich auch zu einem gewissen Schlussstrich beigetragen hat.

Es ist schade, einen Teil seiner Jugend sterben zu sehen. Ein Teil, der mir damals sehr geholfen hat. Aber der Lauf der Dinge ist nunmal so.
Tot ist die Szene bei weitem natürlich noch nicht. Es hat sich bloß alles in den internationalen Raum verlagert. Das ist völlig okay, sogar gut. Aber genug davon.

Ich bin längst zu neuen Gewässern aufgebrochen, beschäftige mich in meiner raren Freizeit lieber mit Dingen, die ich nicht auch auf der Arbeit mache. Auch ich habe mich in gewisser Hinsicht abgeschafft, es war allerdings ein Preis, den ich doch nur allzu gerne gezahlt habe. Der Prozess nennt sich "erwachsen werden".

Ich dachte, ich bleibe immer in der Makerszene. Es hatte mir damals so viel Spaß gemacht und ich war so sehr überzeugt davon. Das war furchtbar naiv. Erwachsen werden heißt auch, stetig weiterzulernen, den Prozess von Veränderung zu verstehen, von alten Dingen loslassen zu können und sich Neuem zu widmen.

Es sticht, ich würde gerne noch so viele Projekte entwerfen, habe so viele Ideen. Mein Kopf gibt selbst heute noch kaum Ruhe. Aber das Aufwand/Nutzen-Verhältnis steht in keiner Relation.

Nun stehen für mich 2019 erst einmal viele andere coole Projekte auf der Matte und wenn die fertig sind, habe ich vielleicht auch mal wieder Lust, hier weiter zu arbeiten.

Vielleicht.

C.

PS: Ich bin aktuell noch am Überlegen, ob ich meine neuen Projekte mit dieser Homepage verbinde. Warum eigentlich nicht? Wie schon gesagt, Aufwand/Zeit/Nutzen. Ich werde mir darüber mal Gedanken machen.